Um 1900 lag die Säuglingssterblichkeit auf einem heute unvorstellbar hohen Niveau. Gründe dafür lagen in gesellschaftlichen Missständen und schlechter Hygiene. Zur Gefährdung der Gesundheit der Babys trug maßgeblich die Ernährung mit verdünnter Kuhmilch oder sonstiger Ersatznahrung für die Muttermilch bei. Eindringliche Aufklärungskampagnen sollten daher mittels Merkblättern, Broschüren oder Ausstellungen das Stillen fördern. Es entstanden öffentliche Sammelstellen für Muttermilch (in Dresden erst seit 1942).
Nach ärztlicher Prüfung erhielten Mütter Stillprämien. 1911 legte die Reichsversicherungsordnung erstmals ein Stillgeld fest. Auch in den Frauenkliniken legte man seit Anfang des 20. Jahrhunderts Wert auf die Unterstützung der Mütter beim Stillen bzw. den Einsatz von Ammen. Die Kinder wurden in regelmäßigen Abständen von wenigen Stunden angelegt. Das Stillen nach Bedarf war eher im ländlichen Gebiet üblich.
Text: Nora Haubold, 2023