Schon kurz nach Entdeckung der Röntgenstrahlen erforschten Ärzte und Wissenschaftlerinnen die Möglichkeiten, mittels der neuen Strahlentechnik Bilder vom Ungeborenen zu erstellen. Die Gynäkologie selbst war zu dieser Zeit noch ein relativ junges Fachgebiet. Radiologen experimentierten mit unterschiedlichen Aufnahmepositionen und -winkeln. Dafür kamen verschiedenartige Tische und Haltekonstruktionen für die Positionierung der Schwangeren zur Anwendung. Man röntgte auf dem Bauch, seitlich oder dem Rücken liegend, sitzend, stehend und sogar kopfüber.
Auf dem 8. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie 1899 stellten Ärzte der Berliner Universitäts-Frauenklinik und der Königlichen Frauenklinik Dresden ihre Versuche vor, mit Röntgenaufnahmen Informationen über die genaue Lage des Fötus oder die Maße des mütterlichen Beckens zu erhalten. Über viele Jahrzehnte waren Geburtshilfe und Radiologie eng miteinander verbunden. Auch die Erforschung der Plazenta-Ablösung, des Wehenvorgangs und der Zangengeburt erfolgte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts mittels radiologischer Bildgebung. 1933 waren international bereits über 500 einschlägige Arbeiten zum Thema erschienen.
Text: Nora Haubold, 2023