1897 gelang dem Radiologen Max Levy-Dorn (1863–1929) in seinem privaten Röntgeninstitut in Berlin zufällig die erste Aufnahme eines Fötus im 8. Monat im Uterus der lebenden Mutter.¹ Aufgrund der noch sehr langen Belichtungszeit von 1,5 Stunden und der Bewegungen von Mutter und Kind war sie extrem unscharf und so schwach, dass sie nicht reproduziert werden konnte. Schwierigkeiten bereitete zunächst auch die Aufnahme der zarten Babyknochen durch die dicht zusammengesetzten Knochen und den Uterus der Schwangeren hindurch.
Nach der Entwicklung einer Kompressionsblende zur Verstärkung der Strahlen konnten die Bestrahlungszeit erheblich verkürzt und damit viel deutlichere Bilder erzeugt werden. Dies machte sich 1904 der Arzt und Röntgenologe Heinrich Ernst Albers-Schönberg (1865–1921) zu Nutze. Jedoch konnte er nur einen Teilausschnitt im Durchmesser von ca. 20 cm festhalten. Erst mittels der Kombination von weicher und harter Röntgenstrahlung gelang es Kurt Warnekros (1882–1949) ab 1917, die ersten kompletten Übersichtsbilder aus der Spätschwangerschaft und von der Geburt herzustellen.
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¹ Später leitete Levy-Dorn die Röntgenabteilung am Rudolf-Virchow-Krankenhaus, erlitt strahlenbedingt Verstümmelungen an den Händen und verstarb an Krebs.
Text: Nora Haubold, 2023