Die Credé’sche Wanne inspirierte den geburtshilflichen Gynäkologen Stéphane Étienne Tarnier (1828–1897) zu einer Weiterentwicklung dieser Idee. Ein mit Holz und Glas verschlossener kleiner Raum sollte die Wärme noch länger speichern und das Baby vor Umwelteinflüssen und Ansteckung schützen. Keramikgefäße, gefüllt mit heißem Wasser oder Sand, beheizten die kleine Box. Innen lag das Neugeborene völlig abgeschottet und konnte durch eine Scheibe betrachtet werden. Die Luft zirkulierte durch Löcher im Kasten. Befeuchtet wurde sie über einen im Innern aufgehängten nassen Schwamm.
Erstmals waren die Tarnier-Inkubatoren seit 1880 an der Entbindungsklinik „Maternité“ (Paris) in Benutzung. Die einzelnen Wärmegefäße tauschte man später gegen große mittels Petroleums oder Gas beheizte Wasserbehälter aus. Mit Erfindung der Elektrizität war der Einsatz von Thermostaten für eine gleichbleibende Wassertemperatur möglich.
Text: Nora Haubold, 2023