Vom originalen Zubehör des hier vorgestellten Hebammenkoffers ging einiges verloren, anderes wurde später hinzugefügt. Zum ursprünglichen Inhalt gehören wahrscheinlich:
zwischen 1900 und 1930:
- Hörrohr nach Traube - aus Holz (geklebt) zum Abhören fötaler Herztöne
- zwei Péan-Klemmen zum Abklemmen der Nabelschnur
- Schere zum Durchtrennen der Nabelschnur
- Kornzange, 20,5 cm zu unterschiedlichen Zwecken, u.a. Halten von Tupfern oder Entfernen von Watte und Vorlagen
- zwei Katheter für Frauen, 15 cm (inklusive Nadel)
- Klistierspritze mit zwei Spülröhren
nach 1930:
- Handbürste
- zwei Fingerlinge zur Untersuchung
- Gossypium depuratum – gereinigte Baumwolle, Dr. Bruns, Tetschen, 10 Gramm
- sterile Wundwatte, Metropol, 100 Gramm
- Faden und Leinenband zum Abbinden der Nabelschnur (Spule bzw. in einer Nickeldose)
- Augentropfen für Neugeborene
- zwei Urinprober mit Schutzhülle
Außerdem sollte eine Hebammentasche im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts obligatorisch enthalten:
eine Nagelschere, Nagelreiniger und Seife zum Reinigen der Hände, eine zweite Bürste zur Desinfektion (beschriftet mit „Sublimat“), Desinfektionsmittel, Spülkannen, ein Bandmaß, Thermometer und Badethermometer, Handtücher, Schürze, Gummihandschuhe, Hoffmann-Tropfen, Höllenstein-Lösung sowie eine Sanduhr zum Pulsmessen.
Etwa 100 Jahre zuvor sah der Inhalt einer Hebammentasche noch ganz anders aus. Das „Lehrbuch der Geburtshülfe zum Unterricht für Hebammen“ von Adam Elias Siebold empfahl 1822 folgendes Equipment: Öl, Schmalz oder Butter, zwei Gefäße für warmes und kaltes Wasser, Weinessig zum Klistieren, Nabelbinde, Badewännchen für das Kind, warmen Wein, um ein „todtschwaches“ Kind zu beleben, Kamille für Umschläge, etwas zum Riechen, Kohlen in einer Rauchpfanne und Handtücher. Medizinische Instrumente wie Zangen oder Katheter fanden hier noch keine Erwähnung.
Text: Nora Haubold, 2023