Entbindungen in einer Anstalt waren von ca. 8 % im Jahr 1903 auf über 35 % im Jahr 1922 gestiegen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg lagen sie schon bei rund 67 %. Im Nationalsozialismus propagierte man aus wirtschaftlichen Gründen die Hausgeburt, ab den 1960er Jahren wieder die Klinikgeburt. Seit dieser Zeit sollte die Kompetenz der Mutter zunehmend die fürsorgliche Dominanz der Schwester ablösen.Ab den 1970ern kam es nicht nur zu einer „Still-Renaissance“. Auch das sogenannte „Rooming-in“, das gemeinsame Unterbringen von Mutter und Kind in einem Krankenhauszimmer, setzte sich nach langer Zeit wieder durch.
An der Frauenklinik des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt wurde das Rooming-in vor dem Hintergrund hygienischer Anforderungen 1980 noch kontrovers diskutiert und ab 1983 eingeführt. Eine Zunahme kindlicher Infektionen war von da an nicht zu beobachten. Seit den 1990ern etablierte sich das Rooming-in und zählt heute zum Standard in den Geburtsstationen.
Text: Nora Haubold, 2023