Der Bildhauer Arthur Wilhelm Otto Lewin-Funcke (1866-1937), geboren in Niedersedlitz bei Dresden, wurde an der Königlicher Akademischer Hochschule für die Bildenden Künste Berlin ausgebildet. In Berlin gründete er 1901 nach französischem Vorbild ein Studienatelier für Malerei und Plastik. Völlig neuartig waren dort die Aufnahme weiblicher Studentinnen und der Unterricht am lebenden Modell.
Besonderes Interesse hegte Funcke für die Unmittelbarkeit des kindlichen Ausdrucks. Nach der genauen Beobachtung vor allem seiner eigenen Kinder schuf er viele Portraitbüsten und Ganzkörperplastiken. Eintragungen in seinem Auftragsbuch aus dem Jahr 1908 belegen die Zusammenarbeit mit dem Puppenhersteller Kämmer und Reinhardt, die über viele Jahre fortbestand. Auf Wunsch des Künstlers wurde sie offiziell verschwiegen.
„[…] Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht verfehlen, Ihnen zu erzählen, dass ich bei meiner jüngsten Anwesenheit dort mich bei der Kundschaft noch ein bisschen umgehört habe nach den Wünschen des Publikums. Da habe ich denn in Erfahrung gebracht, was ich ja schon geahnt hatte und was wir ja auch eigentlich schon zusammen besprochen haben, nämlich dass noch ein Babykopf fehlt, der etwas hübscher ist, als der schnell berühmt gewordene. Viele Leute finden eben diesen Kopf hässlich und kaufen andere am Markt befindliche Babies, die meiner Ansicht nach betreffs des Kopfes viel minderwertiger sind als unsere. […] Vielleicht gelingt noch mal ein Wurf!“
Brief von Franz Reinhardt an Lewin-Funcke, 1908
Text: Nora Haubold, 2023