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Bildbeschreibung

#101

Die beiden großformatigen Schwarz-Weiß-Fotoabzüge eines geröntgten Fötus gelangten aus dem Nachlass des Direktors der Staatlichen Frauenklinik Dresden Kurt Warnekros (1882-1949) in die medizinhistorische Sammlung. Sie entstanden 1914 unter Emil Vogt (1885-?) an der Dresdner Frauenklinik und waren für die Betrachtung im Stereoskop gedacht.
 

Die beiden deutlich und klar erkennbaren Röntgenaufnahmen eines Fötus im Uterus könnte man auf den ersten Blick für identisch halten. Bei genauerem Hinsehen sind leichte Abweichungen des Motivs erkennbar. Es handelt sich um fotografische Vorlagen für eine Publikation stereoskopischer Röntgenbilder. Sie wurden 1914 von Emil Vogt (geb. 1885), seit 1913 Oberarzt an der Königlichen Frauenklinik Dresden, herausgegeben. Er hatte insgesamt 17 Bildpaare zu geburtshilflichen Themen für die Betrachtung in einem Stereoskop zusammengetragen. Ihre Qualität ist sehr hoch, was am lebenden Objekt zur damaligen Zeit technisch noch nicht möglich gewesen wäre. Als Motive hatten Präparate und Skelette gedient, was auch anhand der Metallstifte auf den Beckenaufnahmen ersichtlich wird.
Diese frühen Zeugnisse der radiologischen Diagnosemittel belegen, wie stark die Dresdner Frauenklinik in die damals neuartige Erforschung des Röntgenverfahrens für die Geburtshilfe involviert war. Der weitbekannte Frauenarzt Kurt Warnekros, aus dessen Nachlass die Fotografien stammen, übernahm 1925 die Leitung der Dresdner Frauenklinik. Im Jahr 1918 hatte er seinen ersten aufsehenerregenden Atlas mit Röntgenaufnahmen von lebenden Föten im Mutterleib publiziert. Seit Entdeckung der Röntgenstrahlen waren Geburtshilfe und Gynäkologie stark mit der Radiologie verbunden. Gefahren für Mutter und Kind, vor allem kindliche Spätfolgen, nahmen Medizinerinnen und Wissenschaftler erst ab den späten 1950er Jahren ernst. Heute steht die Notwendigkeit des Strahlenschutzes für Schwangere und Babys außer Frage.
 

Text: Nora Haubold, 2023

Material & Technik
Fotopapier, Silberbromid-Lösung
Museum
Sammlungen TU Dresden
Datierung
Dresden/Berlin-Steglitz, 1914
Inventarnummer
MG01270
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