An der Königlichen Frauenklinik Dresden diente diese Charakterpuppe von Kämmer & Reinhardt aus dem Jahr 1909 der Ausbildung von Hebammen und Übung für Schwangere und Mütter. Eine Oberhebamme der Klinik hat das weltberühmte Puppenmodell über die Jahre aufbewahrt.
Nachkommen von Frau Ernestine Juliane Walther, seit dem späten 19. Jahrhundert Oberhebamme an der Königlichen Frauenklinik Dresden, übergaben diese Babypuppe 2011 an die Medizinhistorische Sammlung. Dieses Modell verkaufte sich seit 1909 unter dem geschützten Namen „Charakterpuppe“. Aufbewahrt in der Hebammenwohnung überdauerte die Puppe unbeschadet den Bombenangriff im Jahr 1945. Mit ihr überlieferte sich der Bericht, dass Babypuppen an der Dresdner Frauenklinik schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts zur Übung der Säuglingspflege genutzt wurden. Verwendung fanden sie in der Ausbildung von Hebammen sowie zur Unterweisung von Hausschwangeren und Entbundenen („Wöchnerinnen“).
Die echten Säuglingsproportionen, die angewinkelten und beweglichen Gliedmaßen und vor allem das naturgetreue Babygesicht waren neuartig. Damals lösten sie Begeisterung und Ablehnung zugleich aus. Für die Simulation eines Neugeborenen eigneten sie sich hervorragend. Die Vorlage für den Kopf stammt vom Berliner Bildhauer Arthur Lewin-Funke. Seine Nebentätigkeit als Puppendesigner hielt er streng geheim. Erst 1925 entwarf Käthe Kruse mit „Träumerchen“ die erste Puppe eigens für die Nutzung durch Hebammen. Bis heute ist der Gebrauch solcher Trainingspuppen üblich.
Text: Nora Haubold, 2023
Weitere Medien
- Material & Technik
- Bisquitporzellan, Modelliermasse, Draht
- Museum
- Sammlungen TU Dresden
- Datierung
- Walterhausen, 1909
- Inventarnummer
- MG01206
Die Details entdecken